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TalentAward Ruhr

TalentAward Ruhr: Preisträger:innen 2016

Tareq Hakim, Silke Wölk, Marc Giesel, Silke Hartmann, Heinz Schürmann, Lehrer:innen an den fünf Hagener Berufskollegs

Sonderpreis: Kooperationen bilden, Berufschancen aufzeigen

Wo liegen meine Neigungen und Talente? Darüber wissen Schüler:innen der 9. und 10. Klassen häufig noch nicht Bescheid. Die fünf Hagener Berufskollegs geben seit 1995 mit einem wohl einmaligen Informationsangebot Orientierungshilfe. Unter wechselnder Verantwortung führen die beiden technischen Kollegs Cuno-Berufskolleg I und II, das allgemein gewerbliche Käthe-Kollwitz-Berufskolleg sowie die beiden kaufmännischen Berufskollegs Kaufmannschule I und II jeweils im Herbst gemeinsam den „Hagener Berufsschultag“ durch. In diesem Jahr laufen die Fäden unter anderem bei Tareq Hakim, 37, Projektverantwortlicher am Cuno-Berufskolleg I, zusammen. Beim Berufsschultag verschaffen sich jeweils etwa 3.000 Jugendliche einen Überblick über etwa 120 Ausbildungsberufe. Das Besondere: Hier berichten vor allem Auszubildende über ihren Arbeitsalltag – und sparen dabei Stolpersteine nicht aus. So erhalten Schüler:innen ein authentisches Bild vom Berufsalltag. Damit grenzt sich die Veranstaltung der Berufskollegs ab von üblichen Ausbildungsmessen, bei denen es den beteiligten Betrieben insbesondere darum geht, Nachwuchs zu rekrutieren.

Cordula Hiller-Kitzmann, Lehrerin Theodor-König-Gesamtschule Duisburg

Potenziale entdecken, Schüler:innen motivieren und begleiten

Cordula Hiller-Kitzmann, 50, ist Lehrerin für Erdkunde und Chemie und Leiterin der gymnasialen Oberstufe an der Theodor-König Gesamtschule in Duisburg-Beeck. Die meisten Schüler:innen kommen mit einer Hauptschulempfehlung. Von der Oberstufe schaffen 90 Prozent das Abitur, 30 Prozent machen eine Ausbildung, 70 Prozent studieren. Um für alle Schüler:innen eine persönliche Perspektive zu finden, hat Hiller-Kitzmann mit der Schulleitung ein Berufs- und Studienorientierungsprogramm entwickelt. Dieses umfasst Gespräche zur Potenzialermittlung für jede/-n SchülerIn, die Vorstellung von Berufsfeldern in der 8. Jahrgangsstufe und ein Praktikumsjahr in der 10. Klasse. Hierbei besuchen Schüler:innen ein Jahr lang wöchentlich einen Betrieb. Vor dem Übergang in die Oberstufe gibt es Methodentraining, und in der 11. und 12. Stufe werden Ausbildungsmessen und Informationsveranstaltungen für Abiturient:innen besucht. Im Fokus steht dabei, für jede/-n einzelne/-n Schüler:in die bestmögliche Perspektive zu finden und den bestmöglichen Schulabschluss zu fördern. Damit gibt Cordula Hiller-Kitzmann ihren Schüler:innen mit auf den Weg: „Jeder kann es schaffen.“

Anja Höhle, Referentin Fachbereich Chemie KITZ.do

Für Chemie begeistern und Sprache fördern

Jugendliche für Naturwissenschaften zu begeistern und gleichzeitig ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Das ist das Anliegen von Anja Höhle, 32. Die Chemieingenieurin arbeitet seit 2012 am Kinder- und Jugendtechnologiezentrum Dortmund KITZ.do und betreut dort Schüler:innen in chemischer Fachpraxis. Das zunächst als Pilot gestartete Projekt MINTuS gehört seit 2015 zum Regelangebot des KITZ.do: Etwa 100 Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien und/oder mit Migrationshintergrund erhalten Gelegenheit, sich ein Jahr lang einmal pro Woche für drei Stunden in einem Labor oder einer Werkstatt zu betätigen und fachliches Wissen durch Experimentieren zu erlangen. Das eröffnet den Schüler:innen der 8. und 9. Klassen neue Perspektiven bei der Berufswahl. Gleichzeitig werden sie ermuntert, bei den Versuchen miteinander zu reden, Lösungswege zu diskutieren und Protokolle anzufertigen. Auf diese Weise verbessern sie, gleichsam nebenbei, ihre Sprachkenntnisse. Dieser kombinierte Ansatz macht MINTuS bundesweit einzigartig.

Serap Tanış, Koordinatiorin die kurbel gGmbH

Mütter integrieren, Talente wecken

Mütter sind der Schlüssel für Bildung – das ist die Überzeugung von Serap Tanış, 51. Denn Mütter haben nach Beobachtung der Diplom-Pädagogin, die in Istanbul geboren ist und selbst eine Tochter hat, einen besonderen Zugang zu ihrer Familie und ihrem Bekanntenkreis: Sie erzählen von ihren Erfahrungen und werden zu Bildungsbotschafterinnen. Als Mitarbeiterin des Katholischen Jugendwerks Oberhausen „die kurbel“ hat Tanış 2007 begonnen, Mütter mit Migrationshintergrund zu Interkulturellen Botschafterinnen zu qualifizieren und sie selbstbewusster zu machen. Denn viele der etwa eine Million in Deutschland lebenden Mütter, die ausländische Wurzeln haben und nicht berufstätig sind, trauen sich trotz vielfältiger Talente einen Job nicht zu. Seit 2014 wird Tanış‘ Projekt „MuT – Mütter und Talent“ vom Bundesfamilienministerium gefördert. Das macht es möglich, langfristiger zu planen und die Frauen jeweils für ein Jahr zu begleiten und zu qualifizieren. Sie bekommen Einzel- und Bewerbungscoachings sowie ein Coaching für berufliche und soziale Kompetenzen. Aktuell nutzen mehr als 50 Mütter diese Chance.

Jörg Knüfken, ChangeWriters e.V.

Tagebuch schreiben – Stärken erkennen

Instabile familiäre Beziehungen und wenig soziale Wertschätzung sind oft Ursachen für Lern- und Leistungsverweigerung von Jugendlichen. Schnell gelten sie dann als „schwer beschulbar“. Jörg Knüfken, 49, Sozialpädagoge an Hauptschulen im Kreis Wesel, versuchte 2010 – inspiriert von Beobachtungen in den USA – neue Methoden, um benachteiligte Schüler:innen zu erreichen, zu stärken und zum Bildungserfolg zu führen. Basis war dabei die Auseinandersetzung der Jugendlichen mit ihrer Biografie – über das Schreiben von Tagebüchern. Das Pilotprojekt an einer Hauptschule in Dinslaken war ein ungewöhnlicher Erfolg: Von 14 schwer verhaltensauffälligen Schüler:innen schafften 13 den Hauptschulabschluss. Gemeinsam mit Knüfken fassten sie ihre Erfahrungen in einem Buch zusammen und gingen damit auf Lesereise. Knüfken, Vater zweier Kinder, glaubt an die Talente, die von der Gesellschaft nicht mehr erkannt werden. Inzwischen haben etwa 200 Schüler:innen von seinem Konzept profitiert. Um noch mehr Jugendliche, die von der Schule aufgegeben wurden, zu fördern und auch Lehrer:innen und Sozialarbeiter:innen als Multiplikator:innen zu gewinnen, gründete Knüfken 2014 den Verein „Schreibmodus“, der im Sommer 2016 in „ChangeWriters e.V.“ umbenannt wurde.

Veranstalter

Das Leitprojekt Bildung