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TalentAward Ruhr

TalentAward Ruhr: Preisträger:innen 2020

Bei der Preisverleihung 2020 und der Verleihung des Sonderpreises 2021 wurden die Preisträger:innen vor rund 100 Gästen im thyssenkrupp-Quartier in Essen ausgezeichnet – parallel wurde die Veranstaltung im Live-Stream übertragen.

>>Über diesen Link können Sie sich die Aufzeichnung der Preisverleihung des TalentAward Ruhr 2020/21 ansehen.<<

Ruzbeh Nagafi

Bildung kreativ denken, Wissen digital umsetzen

Begeisterung wecken für Informatik – das ist die Mission von Ruzbeh Nagafi. Der 31-Jährige hat die „Digitalfabrik“ ins Leben gerufen und an verschiedenen Schulen in Bochum Arbeitsgemeinschaften angeboten zu Themen wie Cyber-Sicherheit und Medienkompetenz. Was als AG startete, wurde mit dem Corona-Lockdown zu einem handfesten Online-Angebot. In der Digitalfabrik, die inzwischen Zulauf aus dem ganzen Ruhrgebiet hat, werden Workshops zu einem breiten Spektrum an Themen aus der Welt der Informatik angeboten.

„Es ist ein Rundumschlag“, sagt Nagafi dazu. Er animiert stets Menschen, die schon mit beiden Beinen im Berufsleben stehen, bei den Veranstaltungen mitzumachen ihr Wissen an Schüler:innen und Studierende weiterzugeben. Praxisnah und alltagstauglich. So möchte er dazu beitragen, den Fachkräftemangel in der IT zu mildern. Sein „Lieblingsbeispiel“ dafür ist ein Oberstufenschüler, der bei Nagafi einen Programmierkurs besuchte. Bis dato mit Informatik nichts am Hut, merkte der junge Mann schnell, dass das genau sein Ding ist. Heute studiert er Informatik.
Es sind solche Geschichten, die Nagafi antreiben. Er organisiert, koordiniert, kommuniziert und netzwerkt für seine Digitalfabrik. Das alles macht der hauptberufliche Studienkoordinator und Talentförderer abends und am Wochenende.

Team TalenteNetzwerkTreffen

Talente für Talente – Gemeinsam Zukunft gestalten

Wie wichtig es ist, sich mit anderen auszutauschen und über ein Netzwerk zu verfügen, erlebte Yazgi Yilmaz, 24, bereits in ihrer Schulzeit. Als Seiteneinsteigerin auf einem Gymnasium profitierte sie von der Unterstützung eines Talentscouts. Er lotste die Oberstufenschülerin bis zum Abitur, zeigte früh Bildungsalternativen auf und vermittelte Kontakte zur Ruhr-Universität Bochum (RUB). Als Yazgi Yilmaz vor Beginn ihres ersten Semesters an der RUB im Herbst 2017 mit anderen Talenten überlegte, wie sie sich mit ihren Talentscouts und vor allem miteinander vernetzen könnten, entstand die Idee, das TalenteNetzwerkTreffen (TNT) zu gründen. Dessen Motto lautet: Talente für Talente – Gemeinsam sind wir stark.

Aktuell unterstützen sich unter der Regie eines achtköpfigen Organisationsteams etwa 200 Studierende der RUB. Sie heißen neue Talente willkommen, greifen Schüler:innen aus dem Talentscouting als Talentbotschafter:innen unter die Arme und organisieren politische Diskussionen sowie Bildungsreisen. Inzwischen ist das TNT nicht nur ein wichtiger Baustein der Talentförderung an der RUB. Die Initiative hat sich auch zu einem Impulsgeber für Talente aller nordrhein-westfälischen Talentscouting-Hochschulen entwickelt. Yazgi Yilmaz, die in Kürze ihr Bachelor-Studium für Englisch und Geschichte abschließt, gehört zu den Gründungsmitgliedern des TNT und ist eine der wichtigsten Initiator:innen. Als Master-Studentin möchte sie daran mitwirken, die Netzwerk-Aktivitäten der NRW-Hochschulen zu verknüpfen. Und sie möchte sich als Talentscout ausbilden lassen. Damit schließt sich der Kreis im bestmöglichen Sinne: vom Talent über die Talentförderin hin zum zertifizierten Scout.

Team Heldenpass

Jugendliche für das Ehrenamt begeistern – Helden von morgen finden

„Jede Generation muss gesellschaftliche Teilhabe und soziale Verantwortung neu lernen. Deshalb ist es wichtig, dass Menschen schon in jungen Jahren ehrenamtliches Engagement entdecken“, meint Karina Wrona, 62. Damit dies öfter gelingt, entwickelte die langjährige Vorsitzende der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen den Heldenpass. Die Idee dahinter: Schüler:innen ab Klasse 9 erhalten zu Beginn eines Schuljahres eine Broschüre mit unterschiedlichen Angeboten für ehrenamtliche Tätigkeiten außerhalb der regulären Schulzeit: Zum Beispiel im Tierheim mit anpacken, Menschen mit Behinderung bei einem Ausflug begleiten, sich bei der Tafel engagieren oder bei Veranstaltungen wie einem Weihnachtsmarkt mitmachen.

Wer mindestens fünf solcher Engagements von jeweils wenigen Stunden absolviert, erhält ein Ehrenamtszertifikat. Diese Bescheinigung ist mehr als nur ein Dankeschön. Sie kann auch später auf dem beruflichen Weg von Nutzen sein. Schließlich suchen Arbeitgeber:innen nicht nur Mitarbeiter:innen mit guten Noten, sondern auch mit Persönlichkeit. Beate Rafalski, 63, Geschäftsführerin der Ehrenamtsagentur, und Honorarkraft Clara Meyer zu Altenschildesche, 24, stemmen die operative Arbeit: Sie suchen Schulen, die mitmachen und werben bei Organisationen, ehrenamtliches Engagement auch für jeweils wenige Stunden möglich zu machen. Im Schuljahr 2021/22 sind fünf Schulen dabei, drei Gymnasien sowie eine Gesamt- und eine Realschule. Irgendwann, so wünscht sich Beate Rafalski, soll der Heldenpass in allen Gelsenkirchener Schulen in der 9. Klasse zum Standardangebot gehören.

Betül Durmaz

Schule leiten, Sprachkonzepte entwickeln, Integration fördern

„Sprache ist der Schlüssel zur Integration“, sagt Betül Durmaz. Diese Überzeugung hat sich die heute 53-Jährige in ihrer Zeit als Leiterin der Grundschule Nordviertel in Essen zur Maxime gemacht und ein Sprachbildungskonzept entwickelt. Damit wurden „Seiteneinsteiger-Kinder“ gefördert – Kinder also, die nach Deutschland geflüchtet sind und fortan hier zur Schule gehen sollen. „Es kamen täglich neue Kinder zu uns“, erzählt Durmaz, die insgesamt sechs Jahre die Schulleitung in Essen-Nordviertel innehatte. Durmaz füllte damit eine lange offene Lücke – war die Position zuvor doch in Ermangelung von Kandidaten einige Jahre unbesetzt. Viele der Kinder, die Durmaz in dieser Zeit unter ihre Fittiche nahm, konnten kein Deutsch – manche hatten auch noch gar nicht Lesen und Schreiben gelernt. Und sie alle wollte Betül Durmaz so fördern, dass sie möglichst schnell am Unterricht teilhaben konnten. Zusammen mit Kollegium und Partnern von der Uni Duisburg-Essen entwickelte sie deshalb zum Beispiel Kriterien, um den Lernstand der Kinder zu ermitteln. Außerdem bekamen sie Deutschunterricht – bis zu zehn Stunden wöchentlich außerhalb des Klassenverbandes. „Das ist richtig gut“, erklärt Durmaz. Das Konzept enthält auch Angebote, die Sprache mit Sport und Bewegung verbinden. 

Um ihr Ziel zu erreichen, geht Durmaz gern neue Wege. Offen sein im Kopf und im Herzen – das ist ihr wichtig. Nach ihrem Abitur jettete sie zunächst zehn Jahre als Stewardess um die Welt, bevor sie sich für ein Studium auf Lehramt entschied. Heute leitet sie eine Grundschule in Kleve. Die Voraussetzungen sind hier andere als in Essen. Darauf will Durmaz ihr Sprachbildungskonzept nun anpassen.

Veranstalter

Das Leitprojekt Bildung